Rezension: James - La Petite Mort | AMuBlo - Alternative Music Blog

Rezension: James - La Petite Mort

James - La Petite Mort
Man kann alles richtig machen. Musiker, die ihre Instrumente perfekt beherrschen, perfekte Arrangements, eingebaut in eine perfekt-dramatische Geschichte, die das perfekt-leidenschaftliche Verhältnis des Sängers und Songschreibers zu seiner perfekt produzierten Platte vermitteln soll. Doch ist es wirklich so einfach? Was nützt all der Perfektionismus, wenn der Hörer keinen Zugang findet?

James machen seit 1981 Musik und legen mit La Petite Mort bereits ihr dreizehntes Album vor. Trotz einiger Höhen und Tiefen, die in einer so langen Bandkarriere gewiss nicht ungewöhnlich sind, zählen sie in ihrem Heimatland England nach wie vor zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Bands. Hierzulande sind James eher in den Gefilden alternativer Musik zu finden. Dennoch fand Mitte der 90er-Jahre das Stück Sit Down Einzug bei diversen deutschen "Hitradios" und zu Born Of Frustration darf auch heute noch in der Indie-Disco getanzt werden.

Eigentlich machen James auf La Petite Mort das Gleiche, was sie schon immer machten und was sie am Besten können: seichte und massenkompatible Rock-Songs. Nur, dass ihnen im Gegensatz zu früher die Ecken und Kanten fehlen. Alles wirkt durchdachter und vorhersehbarer.
Nach eigenen Angaben wollte Frontmann Tim Booth trotz des vorausgegangenen Todes seiner 90-jährigen Mutter und einer 70-jährigen eng vertrauten Freundin, keine traurige Platte machen. So weit, so gut. In diesem Zusammenhang verwundert auch der bedeutungsschwangere Albumtitel La Petite Mort nicht, der übersetzt nicht nur „Der kleine Tod“ bedeutet, sondern metaphorisch auch den Orgasmus umschreibt. Der Anfang und das Ende vom Leben. Das Konzept hätte durchaus auch aufgehen und interessant werden können. Nur leider scheitert es an der allzu perfekten Umsetzung, die die ohnehin schon seichten Stücke diesmal komplett weich spült und somit den emotionalen Zugang zum Hörer nicht auf Anhieb schafft. Der Versuch durch die abrupten Enden, die einige der Songs nehmen, doch noch so etwas wie Unregelmäßigkeit hereinzubringen, wirkt eher wie eine künstlich gewollte Anspielung auf den Albumtitel, als auf ein gekonnt eingesetztes Stilmittel.

Immerhin eines hat La Petite Mort im Dasein zwischen Leben und Tod geschafft: Weit von orgasmischen Sphären entfernt und trotz aller Kritik ist sie im Vergleich zu manch anderen Veröffentlichungen immer noch viel zu gut um sie komplett zu ignorieren. Sie wird überleben und funktionieren. Ja, man kann also alles richtig machen. Muss man aber nicht.
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